Papili flog neben Lena, aber seine drei Vogelfreunde waren mitsamt der Villa der ewigen Wandlung verschwunden.

„Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Lena Papili.

„Piep!“, machte es und flog voran die Anhöhe hinunter.

Lena folgte ihm und sie wanderten über mehrere grasgrüne Hügel und kamen dann auf einen breiteren Waldweg. Von dort aus konnte Lena bereits das Waldhaus erkennen.

„Ah, du hast uns zum Waldhaus geführt, toll! Danke! Ich dachte schon, ich finde nicht mehr nach Hause“, sagte Lena erleichtert.

Als Papili vor die Tür flog, öffnete diese sich bereits von selbst. Aber als Lena beim Waldhaus ankam, verschwamm alles vor ihren Augen und wieder einmal wachte sie auf.

„Das war ein Traum!“, dachte sie, „die Villa der ewigen Wandlung … ich bin die ewige Wandlung!“ Ein Gedanke, der sie tief in ihrem Inneren sehr berührte.

Dann stand sie auf. Was die Zeit betraf, war sie jetzt völlig durcheinander. Sie schaute auf ihr Handy und da stand Sonntag, 3:00 Uhr.

„Ok, es ist nun Sonntagnacht um 3:00 Uhr morgens“, stellte sie fest. „Ich habe also den ganzen Tag bis in die Nacht hinein geschlafen!“

Nun war sie aber wirklich nicht mehr müde und so ging sie in die Küche und machte sich einen Cappuccino.

„Warum auch nicht Sonntagmorgens um 3:00 Uhr einen Kaffee trinken? Es läuft ja sowieso nichts mehr in geordneten Bahnen“, dachte sie amüsiert. Und doch fühlte sie sich zumindest innerlich geordneter als je zuvor. Lena stellte sich mit ihrem Cappuccino in den Händen an ihr Küchenfenster und schaute hinaus in die dunkle Nacht.

Dann bemerkte sie, dass sie sich irgendwie unternehmungslustig fühlte und an Elina dachte. Sie hatte diese wirklich lieb gewonnen und wünschte sich, sie jetzt zu sehen, um ihr von ihren Erlebnissen in Idis’ Welt zu berichten. „Aber wo ist Elina nur?“, fiel es ihr da ein.

Lena spürte plötzlich den Wunsch, zum bunten Haus zu fahren und zu schauen, ob Elina dort war. Also fuhr sie los. Dort angekommen war das Haus komplett verdunkelt. Es sah auch etwas anders als gewohnt aus.

„Hach, mein Seelenkleid“, fiel es Lena da wieder ein. „Vielleicht hätte ich es mitnehmen sollen, so wie letztes Mal.“ Aber innerlich hatte sie das Gefühl, dass es heute nichts nützen würde.

Sie ging um das Haus herum, aber alle Fensterläden waren verschlossen und kein Ton war zu hören.

„Aber es muss doch eine Lösung geben!“, überlegte sie angestrengt.

„Papili?“, richtete sich Lena in Richtung ihres Herzens und hoffte, das Papili sie hören würde. Aber auch da kein Mucks.

„Ach komm, Papili, du bist hier, ich weiß es genau!“, versuchte sie es noch einmal. Und da machte es plötzlich ganz leise „Piep.“

„Papili! Du bist ja doch da!“, freute sich Lena da.

„Piep!“, machte es wieder aus Lenas Herzen.

„Papili, weißt du, wie ich in das Haus hineinkomme?“ Lena sprach ganz sanft und leise.

„Piep!“, machte es wieder und Lena konnte plötzlich eine Antwort fühlen.

„Geh rückwärts durch die Tür“, fühlte sie Papili sagen.

„Rückwärts durch die Tür? Gut, wenn du meinst …“ Lena war mittlerweile vieles gewohnt. Also drehte sie sich rücklings zur Tür und wollte rückwärts hindurchgehen. Und kaum hatte sie sich umgedreht und mit ihrem Rücken die Tür berührt, sprang diese plötzlich wie von alleine auf.

Lena drehte sich erschrocken um und sah, dass sie wie gewohnt im Flur des bunten Hauses stand. Links lag der Trainingsraum, wie sie es kannte. Aber irgendetwas war anders.

„Die Farbe der Wände ist anders“, fiel es Lena auf. „Ja, zuvor war die Farbe Weiß gewesen und nun ist sie hellorange!“, stellte sie fest und ging dann in den Trainingsraum. Und auch dort hatte sich einiges verändert.

Der Raum war vollständig leer und … es fehlten die Fenster und die Terrassentür, die ja nach außen geführt hatte.

„Aber wieso hat sich denn alles verändert?“, fragte sich Lena innerlich.

Sie stand noch völlig verblüfft im Türrahmen, als sie Schritte nahen hörte. Als sie sich umdrehte, erblickte sie Elina. Jedoch – auch an Elina war irgendetwas anders, aber Lena kam nicht drauf. Doch dann kam Elina auf sie zu, um sie zu begrüßen, und da sah Lena, was anders war. Elina ging nicht mehr so sanft und anmutig, wie zuvor, sondern ihre Schritte waren abgehackt. Es war, als ob sie humpelte.

„Hallo Lena! Ich freue mich, dass du hier bist, aber ich hatte nicht mit dir gerechnet.“

„Ja, Elina, ich weiß auch nicht, ich wollte dir so gerne erzählen, was bei Idis in der Villa der ewigen Wandlung passiert ist“, entschuldigte sich Lena.

Elina lächelte wissend. „Ich weiß, was dort passiert ist. Ich … war auch dort.“

„Ach wirklich?“ Aber dann zogen Elinas Beine Lenas Aufmerksamkeit auf sich. „Hm… was ist denn mit deinen Beinen passiert?“

„Ach … ich … ach, Lena, sie … meine Beine sind jetzt … ich habe neue Beine bekommen!“, stammelte Elina etwas verzweifelt.

„Neue Beine?“, wunderte sich Lena.

„Ja, meine alten waren nicht mehr gut, sie waren zerstört worden …“, erklärte Elina.

„Und was hast du jetzt für Beine?“, wollte Lena wissen

Elina schaute an sich herunter. Dann hob sie ihr Kleid etwas hoch und da konnte Lena es sehen. Unter Elinas Rock blitzten zwei roboterähnliche Beine hervor.

„Es sind Beine aus …“ Elina schaute ihre Beine an und beendete ihren Satz, mit der schrecklichen Wahrheit, an die sie sich erst noch gewöhnen musste. „Es sind Beine aus Metall.“

Lena schaute erschrocken auf Elinas Beine. „Ja, tatsächlich … Aber wieso? Wieso hast du sie denn bekommen? Was ist passiert?“

„Ich bin mir nicht sicher … Elina überlegte … Es hängt mit dem Goldstaub zusammen. Ich gab dir doch damals den Goldstaub …“

„Ja, vor einigen Wochen“, sagte Lena bestimmt.

Elina lächelte und versuchte sich und Lena zu beruhigen, „Mit den neuen Beinen ist mir viel mehr möglich, Lena. Sie helfen mir bei vielen Dingen.“

Lena war verwirrt. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Und plötzlich spürte sie wieder diese unerklärlichen Schmerzen in ihren eigenen Beinen. Sofort holte sie die Schachtel mit Goldstaub aus ihrer Handtasche und streute sie auf ihre eigenen Beine. Die Schmerzen ließen nach.

„Elina! Hm, du weißt also, was in der Villa passiert ist?“, fragte sie, als die Schmerzen nachgelassen hatten.

„Ja“, Elina lächelte. „Es war schon irgendwie wunderbar, als ich, ähm, als du die Villa aufgelöst hast, Lena!“

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Deine Anna
...die macht, dass du dich zeigen willst.

 

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Anna Breitenöder
Personal Branding Expertin & Sehendmacherin